90 Jahre Freude - Zeiss Super Ikonta 532/16

Category photographie

Schnäppchenkauf

An einem langweiligen Wochenende bin ich beim stöbern in Foren auf sog. “Falter” gstoßen. Dazu gehören Kameras wie die Zeiss Super Ikonta. Hier gibt es wieder diverse Modelle. Bei einer Falter kann das Objektiv samt Balgen versenkt werden. Somit hat man eine “flache” Transportoption. Mich hat fasziniert, dass es sie eben auch in diversen Mittelformaten gibt. Ein wenig rumgesurft, war ich erstaunt, welche Preise einige Modelle noch erzielen. In der Bucht war dann gleich eine Auktion aus Italien - eine Zeiss Super Ikonta 532/16 - werden in funktionierendem Zustand für einige hundert Euronen angeboten. Inwieweit das auch jemand zahlt, sei dahingestellt.

Startpreis lag bei 50 Euro. Text war auf italienisch - was ich mir per Software habe übersetzen lassen. Ergebnis: Dass es in einem fairen kosmetischen Zustand sei, die Zeiten passen sollen, Linsen ohne Kratzer und dann der kryptische Satz “um von der Taste klicken ich weiß nicht, ob es die Rolle braucht”. Hm? Was immer damit gemeint war… Ich dachte mir, im Zweifelsfall gibt es Bastelware und habe mal wacker mein Maximalgebot bei 90 Euro angesetzt. In Deutschland wurden die Geräte defekt “ab” 150 Euro angeboten - von daher, war das ok. Den Zuschlag gab es bei 71,99 (hüstl) zzgl. 20 Euro Versand. Als die Kamera kam, hakte der Auslöser, aber nur weil sich das Gestänge ein wenig verhakt, wenn das Objektiv eingefahren ist. Ist die Front aufgeklappt, reicht ein wenig fummeln und sie löst aus. Also eine rechte einfache “Reparatur”.

TIPP

Bei einigen Kameras, wo was schwergängig oder hakelig ging, hat sich “Nutzung” als eine gute erste Lösungsstrategie gezeigt. Mir scheint, einige Geräte haben sehr, sehr lange irgendwo vor sich hingestaubt. Bei der Super Ikonta konnte ich Anfangs die Belichtungszeit nicht auf 1/400d drehen - was mittlerweile wieder geht… Das Gestänge für den Auslöser hat sich auch wieder nach einigen Ein- und Ausklappungen “gefangen”.

Optisch ist die Belederung ein wenig lädiert. Solche “kosmetischen” Dinge stören mich bei einer Kamera aus den 40er Jahren nun wirklich nicht.

So, nun zu dem guten Stück - im Netz gibt es reichlich Videos und Anleitungen. Die Kamera hat eine Enfernungsmessung! Jepp. Im Zentrum des Suchers ist ein kleiner heller Fleck, der etwas verschoben ist, wenn die Entfernungsmessung noch korrigiert werden muss. Erst habe ich es fasst übersehen, so klein ist der helle Fleck. Ob es so passt oder noch kalibriert werden muss, wird der erste Film zeigen…

Bei meinem Modell handelt es sich umd das Vorkriegsmodell - zu erkennen an dem schwarzen Halter vorne am Objektiv. Die Nachkriegsmodelle hatten einen Chromehalter.

Einige Bilder aus der Auktion:

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Über folgende Seite kann man herausfinden um welches Baujahr es sich handelt. Über die Hauptseite kann man sich gezielt Infos zu seinem Modell raussuchen. Teilweise sind dort dann noch weiterführende Links. Ansonsten gibt es viele weitere Seiten im Netz.

Einige Feature

Doppelbelichtungssperre

Regulär geht man so vor: Film vorspulen und (weil damals immer ungekoppelt am Objektiv), Belichtungszeit einstellen den Verschluss spannen und löst dann aus. Hat man den Film transportiert, ist ein roter Punkt sichtbar - sprich, man kann auslösen. Ist ein weißer Punkt sichtbar, wurde schon ausgelöst und man muss wieder Schritt 1 machen und den Film vorspulen.

Integrierte Entfernungsmessung

Hatten wir ja schon - aber hier mal geklaut eine detaillierte Info, wie es technisch funktioniert (weiß leider nicht mehr wo ich den Text geklaut habe): “Die Super-Ikonta hat einen Mischbild-Entfernungsmesser, der eine erstaunlich präzise Fokussierung ermöglicht. Für diejenigen, die noch nie mit so etwas fotografiert haben, möchte ich kurz erklären wie das funktioniert: Von vorne betrachtet links oben auf dem Objektiv sitzt ein weiteres “Mini-Objektiv”. Dieses wirft ein Bild durch ein kleines Fenster am Kamerabody oberhalb des Balgens. Von dort wird das Bild über ein Prismensystem in den eigentlichen Sucher eingespiegelt. Wenn man durch den Sucher schaut, sieht man also einerseits das Sucherbild und andererseits in einem kleinen runden Feld in Bildmitte zusätzlich das eingespiegelte Bild. Solange diese beiden nicht übereinander liegen, sieht man in diesem runden Feld alle Konturen doppelt. Nun verschiebt man über das Fokussierrad die Position des Objektivs* und damit auch die Position des “Mini-Objektivs” so lange bis die Konturen des Motivs im Sucher exakt übereinanderliegen. Bei korrekter Justierung passt der Fokus nun für das anvisierte Motiv Die damit erreichbare Präzision ist bei exakter Justierung des Systems verblüffend. Bei dem ersten Film habe ich tatsächlich auch mit dem lichtstarken Tessar bei Offenblende den Fokus auf 5-10 cm genau getroffen. Das schaffe ich mit meiner Mittelformat SLR nur mit Sucherlupe und viel Glück. Einziger Nachteil: Die Naheinstellgrenze ist durch dieses Fokussiersystem auf ca. 1,5 m begrenzt, was ich schon als erhebliche Einschränkung empfinde. Damit sind z.B. Portraitaufnahmen im engeren Sinne nicht möglich. Aber auch für den Nahbereich gibt es eine Lösung von Zeiss Ikon: Das sogenannte “Contameter” mit den zugehörigen Nahlinsen und Aufstecksuchern. Das stelle ich dann demnächst hier vor…


  • Es wird genau genommen nicht das ganze Objektiv verschoben, sondern nur die Frontgruppe des Tessars.” Ergänzend: gehört das Contameter 1341 zu der Super-Ikonta. Ob 533/16 oder 534/16 ist meines Wissens egal, aber ich kann
  • es nicht garantieren. Die Contameter mit anderen Bezeichnungen gehören zu anderen Kameras (Contax etc.) und passen nicht
  • auf die Super-Ikonta.

Objektive (Varianten für die meißten Super Ikontas)

Hier gab es wohl 4 verschiedene Modelle (80mm):

  • Novar Anastigmat: (3 Linsen)
  • Tessar: (4 Linsen - Carl Zeiss Jena)
  • Tessar Opton: (4 Linsen - auch von Carl Zeiss Jena mit einer damals sehr guten Vergütung!)
  • Xenar - Schneider Kreuznach: (4 Linsen)

Verschluss

Zentralverschluss Compur Rapid, der damals flotte 1/400 schaffte! Geht mit Blende 2,8 los.

TIPP

ERST Belichtungszeit einstellen, DANN spannen! Habe ich schon mehrfach hier und dort gelesen. Spannt man erst und ändert dann erst die Belichtungszeit, kann es passieren, das man die Mechanik im Objektiv schädigt. Man hört es aber auch im Objektiv leise “arbeiten”, wenn die Belichtungszeit nach dem Spannen geändert wird.

Zubehör

Eine Anleitung kann man im Netz finden. Die Bereitschaftstasche aus Leder war nicht dabei, aber sowas nutze ich in der Regel auch nicht. Transportiert wird sie in einer normalen kleinen Fototasche, um sie griffbereit zu haben. So muss nur noch das Objektiv ausgeklappt werden und man kann loslegen.

Contameter 1341

Da die minimale “Naheinstellgrenze” bei satten 1,5 Metern liegt, gab es den sog. Contameter, mit dem man quasi Nahaufnahmen machen konnte. Für Zeiss Kameras wurden verschiedene Modelle angeboten - für die Super Ikonta 532/16 ist es der Contameter 1341 Es ist ein Set mit 3 Nahlinsen, dem Contameter und 3 “Einsätze”. In einem Beitrag stand, der Contameter sei nur für 6x6 Formate - von daher würde es passen. Der “Contameter” wird auf den Blitzschuh geschoben. Und am Contameter selbst kann dann eine der 3 “Einsätze” (20, 50 oder 70er) eingeschoben werden. Vorn auf die Linse wird die entsprechende Nahlinse (20, 50, 70) geschraubt. Leider sind die Teile rar - insbesondere vollständig und dann auch teuer. Zudem hört sich das sehr aufwendig an - ich würde dann wohl eher zu einer anderen Kamera greifen, wenn es denn unbedingt ein Makro werden soll ;O)

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